Abtei Michaelsberg Siegburg

Der vierte Anno-Schrein

Nach dem Entwurf von Brody Neuenschwander

Der vierte Anno-Schrein

Fertigung und Aufstellung des neuen Schreins

2015 lobte das Erzbistum Köln einen Künstlerwettbewerb aus, in dem Vorschläge für eine Neugestaltung des Grabes des hl. Annos in der Kirche der ehemaligen Abtei auf dem Michaelsberg aus.

Der US-amerikanische Künstler Brody Neuenschwander überzeugte die Jury mit seinem Entwurf eines Schreins aus Hausform, dessen Hülle aus Buchstaben und Zeilen des Anno-Liedes bestehen. Im Inneren des Schreinhaus sollte ein goldschimmerndes Behältnis für die Aufnahme der Gebeine installiert werden.

Brody Neuenschwander
Seite aus dem Skizzenbuch von Brody Neuenschwander
Kunstschmied Thomas Hoppen vor einem Modell des Schreins.

Mit der Umsetzung des Entwurfs wurde die Goldschmiede Hoppen aus Dattenberg bei Linz beauftragt. Rund zwei Monate dauerte die Fertigung des aufwendigen Schreins unter Federführung von Thomas Hoppen.

Die Buchstaben, aus denen das bronzene Schreinshaus als „Buchstabenhaus“ gebildet wird, wurden im Wasserstrahlverfahren ausgeschnitten. Da man an den Schrein herantreten und ihn auch anfassen kann, wurde jede einzelne, scharfe Ausschnittkante an allen Buchstaben geglättet. Eine spezielle Beizung und Nachbearbeitung geben dem Gehäuse seine edle Ausstrahlung.

Im Schreinshaus funkelt ein aufgehängter, kleiner Goldkasten. Dieser innere Schrein birgt die Reliquien des hl. Anno, die, nochmals in einem weiteren historischen Holzkasten geborgen, anlässlich der Schreinsweihe am 16. Februar 2021 in ihn eingelegt werden.

Der goldene Reliquien-Behälter.

Der Goldkasten besteht als Metallplatten, die mit vergoldeten Messingplatten verkleidet wurden. Um eine lebendig funkelnde Lichtbrechung zu erzielen, wurde jede Riefung in den vier Platten von Hand mit einem Spalthammer eingeschlagen. Anschließen wurden die so bearbeiteten Platten mit etwa 10 x 10 cm großen, dünnsten Blattgoldplättchen belegt.

Anfang Februar lieferte die Goldschmiede Hoppen den fertigen Schrein auf den Michaelsberg und installierte ihn in der Anno-Kapelle in der Kirche Sankt Michael.

Fotos von der Aufstellung des Schreins in der Anno-Kapelle

Schrein des Nikolaus von Verdun.

Wieso vier Anno-Schreine?

Uns allen bekannt, wurde mit der Heiligsprechung des Erzbischofs Anno 1183 durch den damaligen Abt Gerhard und dem Konvent der herrliche goldene Annoschrein gestiftet, der heute in der Schatzkammer von St. Servatius steht.

Dorthin kam er, zusammen mit dem gesamten Abeischatz mit der Auflösung der Abtei 1803 im Rahmen der Säkularisation.

Der Kirche St. Servatius gehört er bis heute, sie ist seit nunmehr gut 200 Jahren die Schatzhüterin des Abteischatzes und soll es auch bleiben.

Der zweite Schrein befindet sich heute im Stadtmuseum.

1949 wurden die Reliquien des hl. Anno aufgeteilt: ein Teil blieb im Goldschrein – und da ruhen sie bis heute -, ein Teil ging in einem eigens dafür angefertigten Holzschrein zurück in die Abtei.

So wollte man dem Wunsch des Abteigründers, des Erzbischof Annos, nachkommen, dereinst in seiner Lieblingsgründung auf dem Michaelsberg seine letzte Ruhe zu finden.

1960 wurde dann der kostbare Schrein aus der Werkstatt des Nikolaus von Verdun als Leihgabe an die Abtei gegeben und die Reliquien aus der Holzlade dorthin umgebettet.

Die Barock-Kiste ist der dritte Schrein.

2011, bei der schlimmen Auflösung unserer Abtei, als so viel verschleudert und verramscht wurde, rettet die Kirchengemeinde ihren historischen Schrein aus der Konkursmasse und brachte ihn, bis zur Neugestaltung der Schatzkammer in Servatius, in Köln in Sicherheit. Die Reliquien, die der Abteigehörten, wurden in eine wertvolle eiserne Barock-Kiste gelegt, die aus dem Kölner Dom stammt.

Diese Schatzkiste wird nun außer Dienst gestellt und die in der Abtei befindlichen Reliquien kommen nun in den vierten Annoschrein, der am 16. Februar geweiht wird.

Die übrigen Reliquien unseres heiligen Abtei- und Stadtgründers ruhen weiterhin im Annoschrein in der Schatzkammer St. Servatius.